07 Feb '23

Großeinsätze im Kreis Soest - Leitstellen-Chef: „Solch große Lagen schweißen zusammen“

Ein Großbrand in Werl, auf der A44 brennt ein Lkw, in Soest liegen zwei bewusstlose Menschen in einer Wohnung, in Welver brennt es auch: Die Soester Rettungsleitstelle hatte am Montag viele Aufgaben. Ihr Chef findet lobende Worte für seine Kollegen.

Es fing mit einer Brandmeldeanlage an, die in Werl die Feuerwehr zum Einsatz rief. Wenige Minuten später kam die Bestätigung: Es brennt - und zwar richtig. Während sich der Großeinsatz wegen der in Vollbrand stehenden Galvanik in Werl am Montagnachmittag gerade noch aufbaute, wurde direkt der nächste Brand gemeldet: Auf einem A44-Parkplatz bei Soest stand ein Lkw-Auflieger lichterloh in Flammen.

Noch während der Lkw gelöscht wurde, musste die Feuerwehr in Soest zwei bewusstlose Menschen aus einer Wohnung retten. In Werl wurde zudem ein vermeintlicher Gebäudebrand an anderer Stelle gemeldet, auch in Welver ließen zahlreiche Notrufe zu einem Brand am Abend nichts Gutes erahnen. Die Feuerwehren im Kreis Soest mussten am Montag Höchstleistungen bringen - ebenso die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle am Boleweg in Soest.

Sie nehmen tagtäglich die Notrufe an, die im Kreis Soest über die 112 abgesetzt werden, beurteilen die mutmaßliche Notsituation, schicken Rettungsdienst und Feuerwehr, sind die ersten Koordinatoren eines jeden Einsatzes. Doch solch eine Lawine von gleichzeitigen Einsatzlagen gibt es nur sehr selten. Am Tag drauf sprach unsere Redaktion mit Dennis Pingel, der als Abteilungsleiter Feuer- und Katastrophenschutz beim Kreis Soest, auch Chef der Rettungsleitstelle ist.

Er betont: „In Summe kann ich festhalten: Trotz der großen Masse an zeitgleicher Arbeit ist alles sehr koordiniert und routiniert abgelaufen. Das war sehr schön, die Jungs haben das sehr, sehr gut gelöst!“ Zunächst hatten sich fünf Disponenten um die Leitstellen-Arbeit gekümmert, als klar war, dass die Lagen größer werden, wurde aufgestockt: „Es wurde ein Hintergrund-Alarm ausgelöst. Die fünf Kollegen wurden daraufhin von zwei Kollegen aus dem Katastrophenschutz und drei Kollegen, die aus ihrer Freizeit herbeikamen, unterstützt“, erklärt Pingel.

Pingel selbst war Teil des zehnköpfigen Teams. Mit einer gewissen Portion Euphorie berichtet er am Dienstag: „Das schöne war: Wir hatten durchgehend das Gefühl, dass wir uns vor der Lage befinden. Nach dem Motto: ‚Lass‘ kommen, wir sind gut aufgestellt!‘“ Die Vorplanungen hätten gepasst: „Das war schon spannend: Der Grundschutz für mögliche Paralleleinsätze stand in Werl, da kam schon der nächste Einsatz rein. Das passte einfach.“

Die „Schwarm-Intelligenz“ in der Leitstelle sei ein großer Vorteil gewesen: „Wir konnten in Ruhe isoliert in der Leitstelle mitdenken und haben an alles gedacht. Wir konnten gut zusammen kämpfen“, betonte der Abteilungsleiter, der in seiner Mannschaft „viel Motivation wahrgenommen“ habe. Während die Feuerwehren vor Ort - in Werl von der Führungsunterstützung ergänzt - ihre Lagen bewältigten, arbeitete die Leitstelle im Hintergrund: Es wurden Notrufe angenommen, Unterstützungs-Kräfte an die Einsatzstellen alarmiert, Landeskonzepte angefordert, Kontakt mit anderen Leitstellen gehalten, Bevölkerungs-Warnungen verschickt, Lage-Darstellungen erstellt, überlegt: Wo muss vielleicht noch ein Grundschutz aufgebaut werden?

Parallel verschaffte sich die Leitstelle durch die Anzeiger-Berichterstattung, Soziale Medien und Radio ein Bild von vor Ort. Pingel über die Arbeit am Montag: „Wir waren gut besetzt, alle haben Bock gehabt, waren fit. Alle haben gewirkt, als könnte sie nichts vom Hocker reißen. Das hat im Mai beim Tornado in Lippstadt auch schon so gut funktioniert.“ Der Abteilungsleiter weiter: „Man hat den Jungs irgendwann angesehen, dass sie platt waren. Aber: Solch große Lagen schweißen einfach zusammen.“

Text und Fotos: Daniel Schröder (Soester Anzeiger)

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