28 Mai '22

Tornado: „Extremes Einsatzgeschehen“

Der Tornado, der am Freitag Lippstadt verwüstet, ist derzeit das alles beherrschende Thema – auch in der Ratssitzung am Montag.

Gewittertief Emmelinde hat das Stadtbild „nachhaltig verändert“, sagt Bürgermeister Arne Moritz. Zusammen mit Wehrführer Bernd Peterburs und Baubetriebshofleiter Daniel Utzel gab er einen Überblick.

Die Lage ...

... aus Sicht der Feuerwehr: „Es war für uns alle nicht absehbar, wie das eingeschlagen hat“, sagte Bernd Peterburs zu seiner „Chronologie der Ereignisse“. Er berichtete von der Warnung des Wetterdienstes am Morgen, der Absage des Altstadtlaufs („eine Entscheidung, die sich als richtig herausgestellt hat“ – trotz Kritik in den sozialen Netzwerken) und vom weiteren Verlauf des Nachmittags – an dem sich die Feuerwehren im Kreis Soest auf eine mögliche Unwetterlage vorbereitet haben. Noch um 15.20 Uhr habe die Kreisleitstelle eine Lageeinschätzung gegeben – „mit der Annahme, dass die Feuerwehr Lippstadt nicht unbedingt von den großen Ereignissen getroffen werden könnte“. Zehn Minuten später folgte die Warnstufe rot, um 16.10 Uhr wurde vor „heftigen Gewittern über dem Ruhrgebiet gewarnt, die Zellen lösen sich vor dem Kreis Soest aber auf“, erinnerte sich Peterburs.

Nur 20 Minuten später: „extremes Unwetter“. Es folgte, was folgte: „Das extreme Einsatzgeschehen nahm seinen Lauf“ – mit hohem Einsatzaufkommen für die gesamte Feuerwehr Lippstadt im „Gürtel von West nach Ost“. Der Wehrführer berichtete von ersten Einsätzen, „bei denen Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen zwischen den fallenden Bäumen eingeschlossen wurden“ – in Eickelborn und Benninghausen. Peterburs berichtete von Wehralarm, Bereitstellungsräumen, Einsatzschwerpunkten, der Großschadenslage. „Der Eigenschutz der Einsatzkräfte hatte oberste Priorität“, so der Wehrleiter. Verletzte habe es weder unter den Einsatzkräften noch in der Bevölkerung gegeben – jedenfalls keine, die rettungsdienstlich bekannt geworden seien. „Das scheint ein Wunder zu sein.“

Peterburs ging darüber hinaus auf die Aufräumarbeiten ein (wir berichteten). Mittlerweile sei die Feuerwehr wieder im Regelbetrieb. Peterburs dankte den Einsatzkräften, aber auch den Lippstädtern für ihre „freundliche Verpflegung“ – mit ein „paar Ausnahmen“, die den Einsatzkräften das Leben schwer gemacht hätten.

... aus Sicht des Baubetriebshofes: Baubetriebshofleiter Daniel Utzel schilderte seine Eindrücke und zeigte sich tief bewegt über das nicht absehbare Ausmaß der Schäden: „Die Friedrichstraße werde ich vermutlich nicht mehr so sehen.“ In kürzester Zeit habe der Baubetriebshof 80 Mitarbeiter zusammengezogen, die sogenannte Baumkolonne „stand sofort parat“. Auch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr sei „Hand in Hand“ gelaufen. Ebenso wie mit den ansässigen Firmen und dem „großen Netzwerk“, über das der Baubetriebshof verfüge. In den kommenden Wochen werden die Schäden abgearbeitet – das Holz der Vermarktung zugeführt. Mit Blick auf den Parkzauber soll im Grünen Winkel mit „moderaten Geräten“ aufgeräumt werden.

Der Dank der Politik

Die Fraktionen dankten den beruflichen Helfern, den Einsatzkräften, Verwaltung, Freiwilligen durchweg für ihren engagierten Einsatz – eine „unglaubliche Leistung“. Es sei zudem eine „mutige, weitsichtige und richtige Entscheidung“ gewesen, den Altstadtlauf abzusagen.

Schuttentsorgung

„Wie geht es mit der Entsorgung des Schutts: Müssen Anwohner selber Sorge dafür tragen?“, wollte Marlies Stotz (SPD) wissen. Darüber habe sich die Stadt entsprechend Gedanken gemacht, sagte Baubetriebshofseiter Daniel Utzel – „und zwar auch so, dass es am Ende für alle Lippstädter akzeptabel ist“. Der Grünschnitt werde zu Hause vom Baubetriebshof abgeholt und entsorgt. Dafür werde eine Telefon-Hotline eingerichtet, bei der sich die Bürger melden können. Der Grünschnitt werde straßenweise abgeholt, gehäckselt und entsorgt.

Bei Bauschutt sei die Sachlage anders: Die Wohngebäudeversicherung übernehme die Rechnung für den Containerdienst – der Mischabfall sei für Müllwagen nicht gedacht und werde nicht von den Abfallzentren angenommen.

Tornado-Anregungen aus dem Rat

Friedenseiche, Baumpatenschaften – mit Blick auf die Auswirkungen des Tornados hatten Ratsmitglieder Anregungen. Mathias Marx (SPD) regte an, aus dem Holz der Friedenseiche, „ein symbolträchtiger Baum“, zum Beispiel „Brettchen“ anfertigen zu lassen und den Verkaufserlös für die Schadensbewältigung zu nutzen.

Baumpatenschaften für Neuanpflanzungen brachte Peter Cosack (CDU) ins Spiel – auch um die Bürger „einzubeziehen und anzubinden, emotional nicht mit dem Bindfaden“. Er sprach sich zudem dafür aus, den Parkzauber (mit Blick auf das abgesagte Altstadtfest) in die City auszudehnen – mit verkaufsoffenem Sonntag„ Die Situation zeigt einmal wieder, wie wichtig es ist, unsere Feuerwehr und Rettungskräfte vernünftig auszustatten“, sagte Franz Gausemeier (CDU). Er bat darum, dies auch bei der Ausstattung des Baubetriebshofes zu berücksichtigen.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

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