09 Feb '13

Katastrophe nur knapp entgangen

Vor 15 Jahren stürzte in Dedinghausen ein Tornado ab. Feuerball nahe Siedlung, Trümmer trafen Zug

Es sind Szenen des Schreckens, die viele Anlieger und Augenzeugen noch heute klar vor Augen haben: Es ist der 3. Februar 1998, als um 14.35 Uhr ein Tornado des Jagdgeschwaders 31 aus Nörvenich auf einen Acker zwischen Haunstweg und Bahnlinie stürzt – nur rund 100 Meter von der Wohnsiedlung am Kölner Grenzweg entfernt.

Beide Piloten konnten sich damals über den Schleudersitz retten, landeten per Fallschirm am Schießstand in Ehringhausen. Der 29-jährige Deutsche wurde dabei schwer verletzt, sein Co-Pilot, ein 35 Jahre alter Italiener, kam mit leichten Blessuren davon.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Maschine auf Dedinghauser Wohngebiet gestürzt wäre – und so bestimmte die Beinahe-Katastrophe an diesem Tag die Schlagzeilen, vom Dorftratsch bis in die ARD-Tagesschau. Zumal umherfliegende Tornado-Trümmer noch einen vorbeifahrenden Zug der Deutschen Bahn getroffen hatten.

5000 Liter Kerosin an Bord des Flugzeuges hatten beim Aufprall am frühen Nachmittag für einen gewaltigen Feuerball gesorgt. So war der pechschwarze Rauch, der über der Unglücksstelle aufstieg, kilometerweit zu sehen, zog neben einer ganzen Armada an Rettungskräften (u.a. 70 Wehrleute in 14 Löschfahrzeugen) auch hunderte Schaulustige an den Dedinghauser Bahndamm.

Derweil nahmen Spezialisten der Bundeswehr – wie in solchen Fällen üblich – noch an Ort und Stelle erste Ermittlungen auf, erklärten die Absturzstelle kurzerhand zu militärischem Sperrgebiet. Kurz darauf wurde schnell klar: Der Jet – der an diesem Tag nicht mit kriegstauglichen Raketen bestückt war – hätte auch in die angrenzende Siedlung donnern können. Doch die Piloten riskierten nach Angaben von Augenzeugen gar ihr Leben, stiegen erst im letzten Moment aus – um die unkontrolliert abstürzende Luftwaffen-Maschine von der Siedlung fernzuhalten.

Das Verteidigungsministerium indes sprach in seinem Abschlussbericht (sieben Monate später) über einen Piloten-Fehler. Der 29-Jährige habe „in einer bestimmten Situation eine Fehleinschätzung vorgenommen“. Dazu reiche ein winziger Moment, erklärte Hans-Dieter Pohl, Sprecher der Luftwaffe. Die Maschine sei „in eine aerodynamisch ungünstige Situation gekommen“, die Strömung riss ab und die Maschine fiel wie ein Stein vom Himmel.

Text: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

Foto: Archiv Feuerwehr Lippstadt

Katastrophe nur knapp entgangen