24 Mai '24

„Corhelper“ retten 27 Leben - doch zur Hälfte der Einsätze kommt kein Ersthelfer

Durch das „Corhelper“-Projekt im Kreis Soest wurden schon zahlreiche Menschenleben gerettet. Doch zu vielen Alarmierungen kommt kein Ersthelfer. Das soll sich ändern.

Kreis Soest – Dank der Ersthelfer-App „Corhelper“ wurden seit dem 1. Januar 2023 im Kreis Soest 27 Menschen vor dem Tod gerettet. Das Projekt soll fortgeführt werden. Mancherorts ist die Beteiligung allerdings noch gering.

Rettungsdienst-Chef Hans-Peter Trilling gab im vergangenen Kreis-Rettungsausschuss einen „Corhelper“-Zwischenstand. Das Fazit: Eilt ein „Corhelper“ im Falle eines plötzlichen Herzstillstandes zur Hilfe, um schnellstmöglich mit der Wiederbelebung zu starten und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken, gibt es eine 31-prozentige Chance auf Erfolg. Ein beachtliches Ergebnis. Denn: „Die Erfolgsquote liegt sonst bei deutlich unter 20 Prozent“, so Trilling. Oder, um es in deutlicheren Worten auszudrücken: Wird bei einem Herzstillstand nicht so schnell wie eben nur möglich mit der Reanimation begonnen, sind der Tod oder zumindest erhebliche kognitive Einschränkungen nahezu unvermeidlich.

Corhelper im Kreis Soest: 1314 Ersthelfer registriert, aber nicht alle können alarmiert werden

Wie schwer der Kampf um ein Leben sein kann, mussten die freiwilligen Ersthelfer seit Januar 2023 in 60 Fällen erfahren und akzeptieren. Trotz ihrer schnellen Hilfe war den Betroffenen nicht mehr zu helfen. 1314 Menschen haben sich im Kreis Soest als „Corhelper“ registriert. Das klappt per simplen Download der Handy-App. 1095 der Registrierten können im Kreisgebiet zu Reanimations-Einsätzen in der Nähe alarmiert werden. Bei den übrigen fehlt aktuell noch der Qualifikationsnachweis. Dafür reicht die Bescheinigung über die Teilnahme an einem zertifizierten Erste-Hilfe-Kurs, der nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Helfer sind über den Kreis Soest versichert.

Die meisten „Corhelper“ gibt es in Lippstadt, Warstein und Soest. Besonders schwach sind die Zahlen in Wickede. Defibrillator-Experte Ralf Wischnewski erklärte gegenüber unserer Redaktion: „In Wickede, Rüthen, Teilen Welvers, dem Soester Norden und dem gesamten Möhnesee-Südufer ist das Netz an Corhelpern noch zu dünn. Da muss dringend etwas geschehen.“ Demnach sollen vor allem in diesen Bereichen mehr Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden. Doch er berichtete auch von Positiv-Beispielen: So hätten sich einige Ortsvorsteher dafür starkgemacht, dass in ihren Orten auch während der Arbeitszeiten immer genug „Corhelper“ vor Ort sind. „Einige machen sich wirklich sehr gute Gedanken“, lobte Wischnewski.

Oftmals kommt gar kein Ersthelfer: Das hat verschiedene Gründe

Unter anderem die Tagesverfügbarkeit sei ein Grund dafür, dass zu vielen Einsätzen gar kein Ersthelfer kommt. In 169 der 302 Gesamtfälle (zu denen auch Fehleinsätze zählen) kam kein Helfer, ergab die Auswertung von Trilling. „Häufig hängt es auch damit zusammen, dass sich im größtmöglichen Alarmierungs-Radius von zwei Kilometern kein Ersthelfer befindet. Gerade im ländlichen Raum. In den dichteren Gebieten stellt sich andererseits die Frage, wie mobil die Arbeitnehmer tagsüber sind. Je nachdem, wie weit ein Einsatzort entfernt ist, macht es in der Stadt keinen Sinn, loszufahren“, so Trilling gegenüber unserer Redaktion.

Grundsätzlich gelte: „Die Zahlen sind valide, um zu zeigen, dass das System etwas gebracht hat. Es muss weiter dafür geworben werden, um die Zahl der Einsätze, in denen sich keiner meldet, minimiert wird, um die Überlebenschancen zu erhöhen.“

Quelle: Daniel Schröder (Soester Anzeiger)