28 Jan '23

Corhelper: Wie eine App das Leben einer Dedinghauserin gerettet hat

Renate Meister muss nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wiederbelebt werden. Die Dedinghauserin überlebt – dank des schnellen Eingreifens von Ersthelfern, alarmiert über die Handy-App Corhelper.

„Es gab keine Anzeichen“, sagt Renate Meister (57). „Gar nichts.“ Von der einen auf die andere Minute hängt ihr Leben am 18. November 2022 am seidenen Faden: Ihr Herz hört plötzlich auf zu schlagen. Renate Meister hat Glück. Ihre Schwester und ihr Ehemann sind da. Sie alarmieren den Rettungsdienst – und die Kreisleitstelle in Soest schickt um 19.44 Uhr drei Ersthelfer auf den Weg. Per Handy-App Corhelper.

Roman Bochert, Jens Hellinge und Moritz Burkl – Feuerwehrleute der Löschgruppe Dedinghausen – sind nur wenige hundert Meter vom Haus der Meisters entfernt, als sie über die Anwendung auf ihrem Handy alarmiert werden. Die drei Ersthelfer machen sich sofort auf den Weg. Roman Bochert schnappt sich unterwegs auch den Defibrillator, den der Förderverein in Kooperation mit Bürgerring erst im Frühjahr 2022 angeschafft hat.

2022 zwei Einsätze in Dedinghausen

Auch das Gerät ist in die App eingebunden. Das schnelle Eingreifen der Ersthelfer, die rund anderthalb Minuten nach der Alarmierung vor Ort waren, und das kleine Gerät (mit dem auch Laien eine Defibrillation durchführen können) haben Renate Meisters Leben gerettet.

Die App Corhelper ist seit September 2021 Teil der Rettungskette im Kreis Soest – in einer Erprobungsphase zunächst nur für professionelle Helfer geöffnet, können sich seit Mai 2022 auch zertifizierte Ersthelfer registrieren. Roman Bochert, Berufsfeuerwehrmann in Dortmund, ist einer von den Profis. Schon der erste (übrigens erfolgreiche) App-Einsatz überzeugt den Dedinghauser: „Es hat mich aus den Socken gehauen, welche Erfolge man damit erzielen kann – vor allem im ländlichen Bereich“, sagt Bochert mit Blick auf die Erfolgsquote und die Überlebenschancen der Patienten. „Das müssen wir auf breitere Füße stellen.“

Die Idee stößt auf offene Ohren: 15 Mitglieder der Löschgruppe Dedinghausen lassen sich zu zertifizierten Ersthelfern ausbilden und registrieren sich für die Corhelper-App. 2022 wurden die Mitglieder der Löschgruppe über die Anwendung zu zwei Reanimationseinsätzen in Dedinghausen alarmiert – auch in benachbarten Orten haben sie bereits geholfen.

„Ich habe richtig Schwein gehabt“, sagt Renate Meister dankbar für den beherzten Einsatz ihrer Retter. Sie selbst hat keine Erinnerungen mehr an den Tag, als ihr Herz aufhörte zu schlagen. „Ich bin im Krankenhaus wach geworden: Was ist denn hier los?“ Heute geht es der Dedinghauserin wieder gut. Der 18. November ist ihr zweiter Geburtstag: „Den werde ich definitiv feiern.“

Defibrillator für Dedinghausen

Einen Lebensretter hat der Förderverein Dedinghausen in Kooperation mit dem Bürgerring angeschafft: einen Defibrillator. Das Gerät (Kosten: rund 2300 Euro) befindet sich neben Bäckerei Bals, Haslei. Voraussichtlich im März soll der Defi den Dedinghausern bei einer Infoveranstaltung vorgestellt werden.

Corhelper: Seit Einführung 84 Alarmierungen in Lippstadt

Im Kreis Soest nutzen die Corhelper-App insgesamt 558 Menschen – davon sind 195 Menschen als zertifizierte Ersthelfer registriert. „Die große Zahl der registrierten Profis ist immer noch der Pandemie geschuldet“, erklärt Hans-Peter Trilling, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Soest. Zunächst war die App für die Erprobung und wegen der Infektionsgefahr (Stichwort: Corona-Pandemie) nur für Profis geöffnet. Im Mai 2022 wurde das System auch für Freiwillige freigeschaltet. „Jeder kann sich die App herunterladen und sich registrieren“, sagt Hans-Peter Trilling. Bei Nachweis eines Erste-Hilfe-Zertifikates (nicht älter als zwei Jahre) und nach einer verbindlichen Helferschulung werden die Ersthelfer für die Alarmierung freigeschaltet.

Seit der Einführung der Corhelper-App (1. September 2021) im Kreis Soest wurden Ersthelfer über die App insgesamt 322-mal zu Einsätzen gerufen (Stand: 31. Dezember 2022). In 33 Fällen waren die Bemühungen der Helfer erfolgreich – der Patient konnte ins Krankenhaus gebracht werden. 71-mal blieben die Bemühungen ohne Erfolg. Darüber hinaus listet die Statistik 57 sogenannte Fehleinsätze (keine Reanimationssituation) und 161 Fälle, in denen kein Helfer alarmierbar war, schlüsselt Trilling auf. „In Lippstadt sind derzeit 178 Helfer registriert, davon 118 zertifiziert“, sagt Trilling. Seit Einführung der App wurden Helfer in der Lippe-Stadt 84-mal alarmiert.

Text und Fotos: Carolin Cegelski (Der Patriot - Lippstädter Zeitung)

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