07 Nov '20

Im Chaos hilft ein guter Plan

Wenn die Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn ausrückt, dann bekommt das auch die letzte Schlafmütze mit. Was aber im Hintergrund läuft, währenddessen und sogar schon lange vor den Einsätzen, davon bekommen wir nichts mit. Wir haben mal hinter die Kulissen geschaut.

Kreis Soest – Alarm! Schnell in die Klamotten geschlüpft, ab aufs Auto und mit Tatütata zum Einsatz. Den spannenden Berufsalltag des Feuerwehrmanns kennt Dennis Pingel gut. Denn er hat lange selbst auf dem Feuerwehrauto gesessen. Jetzt sitzt er am Schreibtisch im Rettungszentrum in Soest. Seine Erfahrungen aus den Einsätzen sind dabei hilfreich.

Die Arbeit von Dennis Pingel heißt Stabsstelle Feuer- und Katastrophenschutz. Was kann man sich denn darunter vorstellen? Es geht um alle wichtigen Fragen, wie wir vor Feuer und anderen Gefahren geschützt werden können. Zunächst vorsorglich, damit es gar nicht erst zu Bränden kommt. Aber natürlich auch wenn im Ernstfall Hilfeleistungen gefragt sind. Der Kreis Soest sorgt dafür, dass es überall in seinem Gebiet Feuerwehren gibt. In der Leitstelle laufen alle Fäden zusammen. Sie alarmiert und übernimmt bei großen Bränden die Organisation der beteiligten Feuerwehren.

Und dann ist da noch der zweite Teil in der Bezeichnung, der Katastrophenschutz. Alle, was mit der Gefahrenabwehr zu tun hat, wird unter dem Begriff zusammengefasst. „Der Katastrophenschutz ist sehr theoretisch“, erklärt Dennis Pingel und fügt hinzu: „Gott sei Dank!“ Weil wir nicht jeden Tag Katastrophen bekämpfen müssen.

Aber der Kreis Soest muss als verantwortliche Behörde vorbereitet sein, so gut es geht. „Dafür ist der Kreis Soest zuständig, wir müssen klären, welche Sicherheit wir bieten“, beschreibt Dennis Pingel. Genau das passiert im Katastrophenschutzplan. „Der ist sehr umfangreich, gefühlt 30 gefüllte Ordner, darin sollte man auf alle Fragen eine Antwort bekommen“, sagt Dennis Pingel. Zum Beispiel, was zu tun ist, wenn der Strom ausfällt. Oder wie die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gesichert bleibt.

Der Katastrophenschutzplan soll dafür sorgen, dass Dennis Pingel und seine Kollegen wissen, was bei welcher Gefahrenlage zu tun ist. Das gibt Sicherheit, damit sie auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Und: Dieser Plan ist nie fertig, er wird immer weitergeschrieben. Na klar, weil sich die Gegebenheiten ändern können und weil man sowieso nie aufhört zu lernen – auch die Feuerwehr nicht.

Neue Erfahrungen und Erkenntnisse fließen fortwährend in den Plan zum Schutz vor Katastrophen ein. „Oft sind das Überlegungen für den Fall der Fälle“, sagt Dennis Pingel. Genau das findet er daran so spannend: „Man nimmt ein Beispiel, was passieren könnte, ein Szenario, und schneidet es in winzig kleine Scheiben.“ So hat man selbst im Chaos, wenn der Ernstfall eintritt, einen Plan, den man abarbeiten kann.

Aber was sind denn eigentlich Katastrophen? „Katastrophen kann man grob aufteilen in vom Menschen gemacht wie ein Flugzeugabsturz oder ein Unfall mit gefährlichen Chemikalien und in nicht vom Menschen gemacht wie Naturkatastrophen, Sturm, Erdbeben oder Überschwemmung“, erklärt Dennis Pingel. Und dann gibt es noch einen Mix aus beidem. Dazu zählt Dennis Pingel das Corona-Virus. Denn ein Virus kommt aus der Natur. Aber der Mensch hat durch sein Verhalten Auswirkung auf die Verbreitung und Entwicklung des Virus.

Als Fachmann für Katastrophenschutz bezeichnet Dennis Pingel die Corona-Pandemie lieber als Ausnahmezustand und nicht als Katastrophe. Aber solche sprachlichen Feinheiten nur am Rande. Fakt ist: „Auf eine solche Seuche waren wir schlecht vorbereitet, Corona hat uns kalt erwischt“, sagt Dennis Pingel, wenn er auf die Lage seit März zurückblickt. Es gibt keine vergleichbaren Situationen, keine Erfahrungen aus der Vergangenheit, auf die man zurückgreifen kann.

Besonders zu Beginn der Pandemie war das eine große Herausforderung: Alles musste jeden Tag, manchmal jede Stunde neu entschieden werden. „Aber wir haben daraus viel gelernt“, sagt Dennis Pingel. Inzwischen ist auch dieses Kapitel im Katastrophenschutzplan eingefügt – und wird durch neues Wissen ständig erweitert. Da geht es zum Beispiel auch um Masken-Vorräte. Vor Corona ist man mit deutlicher weniger Mund-Nasen-Schützen ausgekommen. Das hat sich nun geändert.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung (Kinderseite)