25 Jun '20

Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde

Es ist geschafft. Fast jedenfalls. Bis auf wenige Restarbeiten und die Möblierung im Schulungsraum meldet der Fachdienst Gebäudewirtschaft Vollzug für eines der wohl gestrecktesten Bauvorhaben in der jüngeren Geschichte. Vom Stadthaus einmal abgesehen, über das nach Jahrzehnten Diskussion immer noch gerungen wird. Die Rede ist vom neuen Dienstgebäude der Löschgruppe Bökenförde, das immerhin seit 2002 Planungsgegenstand ist. Allerdings bei weitem nicht in dem Umfang, wie es Wehr- und Löschgruppenführung jetzt präsentieren können.

Zum Bedauern der 30 Kameraden der Löschgruppe vorerst in keinem größeren Kreis. Wie so oft macht auch hier Corona einen Strich durch die Rechnung. Und so kann Feuerwehrchef Bernd Peterburs den neuen Stolz der Freiwilligen Feuerwehr auf absehbare Zeit bei keinem schönen Fest der breiten Öffentlichkeit vorführen. Dennoch ist die Stimmung unter den Aktiven gut. Schließlich können sie nach tatkräftigem Einsatz in vielen Stunden nun von einem fast nagelneuen Dienstsitz profitieren, der ihnen bislang völlig ungewohnte Annehmlichkeiten bietet. Von der sach- und normgerechten Unterbringung der schweren roten Autos ist hier noch nicht zu reden.

Der Anfang der Planungen geht auf ganz einfache menschliche Bedürfnisse zurück, da wurde über Arbeitsschutz, EDV-Ausstattung, große Fahrzeughalle, vorbeugenden Brandschutz, alternative Wärmeerzeugung, um einige Gründe für den immer komplexer gewordenen Hintergrund des Bauprojekts aufzuzählen, noch gar nicht gesprochen. Vor 18 Jahren stießen die Feuerwehrleute eigentlich nur auf Defizite. Da beherbergte das Feuerwehrgerätehaus an der Rüthener Straße 21 einen Stellplatz für ein Löschfahrzeug und einen Schulungsraum. Und damit beginnt die lange Geschichte. Heute undenkbar: Sanitäre Einrichtungen oder Umkleiden suchten die Feuerwehrmänner vergeblich. Eher ein Bild für eine Modellanlage ist die solitär stehende Garage gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus, in dem ein modernes Fahrzeug nur mit viel Geschick und eingeklappten Spiegeln abgestellt werden kann.

Die ersten Überlegungen zielten deshalb darauf, den völlig unmöglichen Zustand bei der Sanitärausstattung zu beheben. 15.000 Euro sollte das kosten. Weil dafür Grunderwerb erforderlich war, der aber nicht realisiert werden konnte, zog sich das Vorhaben. Die Historie nennt 2011 als nächsten Meilenstein. In diesem Jahr mündeten die Planungen in einen Antrag zur Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses. Das Kostenvolumen wuchs damit deutlich: 90.000 Euro standen unter der Rechnung. Doch wie sich im weiteren Ablauf erweisen sollte, war bei diesem Vorhaben kaum etwas einfach. Was sich schnell herausstellte. Klar war seinerzeit, dass sowohl ein Nachbargrundstück zugekauft und der Bebauungsplan geändert werden musste. Mit dem Umfang des Vorhabens ging den Beteiligten aber auf, dass Eigenleistung allein nicht genügen würde, um das Projekt durchführen zu können. Bei den früheren Überlegungen waren erhebliche Eigenanstrengungen der Feuerwehrkräfte angenommen worden. Erschwerend kam ein anderer Faktor hinzu. Es ließ sich kein Architekt finden, der die Bauleitung übernahm. Damit taten sich Rechtsprobleme auf. Weil Bauvorhaben in Eigenleistung oft an den Wochenenden umgesetzt werden, konnte ein beauftragter Architekt diese Arbeiten gar nicht überwachen.

Die neue Lösung sah vor, eine Architektin mit der Überplanung des alten Gerätehauses und Schulungsraumes zu beauftragen. Ziel war jetzt die Errichtung eines Anbaus für zwei Löschfahrzeuge plus Umkleiden und natürlich Sanitäreinrichtungen – auch für Feuerwehrfrauen. Eine neue Kostenschätzung toppte die letzten Planungen deutlich. Inzwischen rechneten die Fachleute mit über 416.000 Euro. Der Haushalt der Stadt für 2016 sicherte das Vorhaben ab. Unterdessen stiegen die Ansprüche. Nach der Änderung des Bebauungsplans und dem Bauantrag im Dezember 2016 vergrößerte ein zusätzliches Büro mit EDV-Arbeitsplätzen das Planungspaket. Zugleich spielte der Arbeitsschutz ab jetzt mit. Die neue Fahrzeughalle musste für das größtmögliche Einsatzfahrzeug geeignet sein und eine Trennung des sogenannten Schwarz-weiß-Bereiches mit dazwischenliegenden Duschen musste her. Und noch ein Auftrag: Die kontaminierte Arbeitskleidung der Feuerwehrkräfte darf nicht mit der Privat- und Dienstkleidung in Berührung kommen. Damit entstand die Notwendigkeit für einen weiteren Umkleideraum. Der Planungsauftrag wuchs damit um eine Grundfläche von 50 qm.

Aber das war noch nicht alles. Der vorbeugende Brandschutz verlangte jetzt sein Recht, und der Arbeitsschutz meldete sich auch. Konsequenz waren eine Abgas-Absauganlage für die Dieselfahrzeuge, eine extreme Notstromversorgung und eine Brandmeldeanlage. Weil da einschließlich Grunderwerb einiges zusammenkam, fiel der Entschluss, das Vorhaben auf 2017 zu verschieben. In diesem Jahr aber griffen verschärfte Anforderungen aus der Energieeinsparverordnung. So war ab Januar des Jahres eine alternative Wärmeerzeugung obligatorisch. Das kostete. Hinzu kam, dass die ganze Kostenschätzung nicht mehr passte, weil der Anteil der Eigenleistung zu großzügig eingeplant worden war. Der Muskeleinsatz der Wehrleute beschränkte sich nun auf die Renovierung des Schulungsbereiches. Was sich so einfach anhört, war für die Aktiven echte Knochenarbeit. Und nicht nur bei der Renovierung und dem kompletten Ausbau des Schulungsraumes haben die Blauröcke in die Hände gespuckt, die Dacheindeckung geht ebenfalls auf ihr Konto. Auch bei den Malerarbeiten brachten die Wehrleute ihre handwerklichen Kenntnisse ein. Die Bleistifte wurden neu gespitzt. Die veränderte Planung, Mehranforderungen und die neue Berücksichtigung der Eigenleistungen ausschließlich für den Schulungsraum trieben die Ausgaben weiter in die Höhe. Diesmal um 383.650 Euro auf 800.000 Euro. Genug geplant. Nach Beauftragung der Architektin im Dezember 2016 und dem Bauantrag im August 2017 erfolgte im Februar 2018 die Baugenehmigung. Im gleichen Monat war Baustart. Bäume wurden gefällt und Abbrucharbeiten im alten Schulungsraum begonnen.

Die Erd- und Rohbauarbeiten folgten im Sommer. Bereits im Oktober wehte der Richtkranz über dem Bau. Im letzten Jahr kamen der Estrich, Fliesenarbeiten einschließlich Halle sowie die Außenfassade dran. Mit der Feininstallation ging es in diesem Februar los. Im April und Mai wurden die Außenanlagen hergerichtet und in diesem Monat die Spinde installiert. Und noch einmal kletterten die Kosten. Inzwischen gab es einen neuen Kostenrahmen für den städtischen Etat: 1,02 Mio. Euro. „Mit der Zeit ist die Planung immer reifer und angepasst worden“, sagt Feuerwehrchef Bernd Peterburs und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Selbstredend haben Peterburs und die Kameraden vor Ort die lange Geschichte im Hinterkopf. Und für die Wehrleute waren der Umbau und die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses nicht immer locker wegzustecken, sondern die Beeinträchtigungen am Dienstortes spürbar. Aber jetzt schauen alle in die Zukunft und freuen sich über das gelungene Werk. Ganz vorn mit dabei: Architektin Maria Menke, die im Fachdienst Gebäudewirtschaft die Projektsteuerung für dieses Bauvorhaben übernommen hat. Sie legt sich mit einer positiven Botschaft fest: „Wir werden unter einer Million abrechnen“, stellt sie fest. Viel wird die Architektin nicht einsparen. Für neue Sanitäranlagen, wie 2002 gewünscht, wird’s aber reichen.

Löschgruppe gehört zum Zug 5

Die Löschgruppe Bökenförde gehört der Freiwilligen Feuerwehr Lippstadt an. Diese wird in Lippstadt durch die hauptamtlichen Kräfte unterstützt. Einsatzgebiet der Löschgruppe sind Bökenförde sowie die Ortsteile Rixbeck und Dedinghausen. Darüber hinaus gehören das Gewerbegebiet „Am Wasserturm” und der südliche Teil der Kernstadt zum Tätigkeitsbereich der Löschgruppe. Die Löschgruppe Bökenförde führt zugleich den Bereitstellungsraum bei Großschadenslagen der Feuerwehr Erwitte. Die Löschgruppen der Ortsteile Bökenförde, Rixbeck und Dedinghausen werden zusammengefasst unter dem Zug 5. Insgesamt gibt es in Lippstadt sechs Löschzüge.

Text: Herr Häger (Lippstadt am Sonntag)

Fotos: Nicklas Gnegel (Feuerwehr Lippstadt)

Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde Feuerwehrhaus erweitert und umgebaut. Moderner Dienstsitz für die Löschgruppe Bökenförde