29 Jul '19

Feuerwehr trainiert bei über 600 Grad

Die letzten Handgriffe sind immer die wichtigsten. Noch einmal überprüft der Trupp gegenseitig seine Ausrüstung. Ist die Einsatzjacke richtig zu, sitzt die Flammschutzhaube und sind alle gefährdeten Bereiche des Körpers vor den Flammen und der Hitze geschützt? Das ist wichtig, denn in wenigen Minuten geht es in den Brandschutzgewöhnungscontainer des BOS Trainingscenter in Echtrop. Dort wartet auf die angehenden Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Lippstadt und der Hella Werkfeuerwehr der erste Kontakt mit dem Element Feuer.

Nach der Frage Fertig? und einer kurzen Kontrolle der Ausrüstung wird es ernst. Die Ventile der Atemluftflaschen werden geöffnet, der richtige Sitz der Atemschutzmaske nochmals überprüft. Von Nervosität ist bei dem Trupp nichts zu spüren. Auf Befehl hin arbeiten sich der Trupp mit dem schweren mit Wasser gefüllten Feuerwehrschlauch mit Kriechschritten in den Container vor. Begleitet werden sie dabei von einem Ausbilder des Trainingscenter, der mit einer Wärmebildkamera den Trupp beobachtet und während des Trainings im Auge behält, denn im zweistöckigen mit Holz befeuerten Container herrscht durch die Rauchentwicklung Nullsicht und im Deckenbereich eine Temperatur von rund 600 Grad.

Trainiert wird hier der Einsatz der Wehr bei einem Wohnungsbrand. Hautnah erfahren hier die Frauen und Männer, was sie erwartet, wenn Sie im Einsatz eine Tür zu einer brennenden Wohnung öffnen. Hier geht es darum, den Brandrauch richtig zu deuten, die mögliche Gefahr zu erkennen und die Maßnahmen zu erlernen um eine Durchzündung des Rauches zu verhindern. Nicht nur die Flamme, sondern auch der beim Feuer entstehende Rauch, der zwischen 600 bis 800 Grad heiß werden kann, ist gefährlich.

Das Training im Container ist übrigens der letzte Ausbildungsabschnitt, den die Kameradin und die Kameraden absolvieren müssen, bevor sie die langersehnte und hart erarbeitete Urkunde als Atemschutzgeräteträger erhalten. Wie Wehrführer Bernd Peterburs betonte, hatte das Ausbilderteam unter Lehrgangsleiter Stefan Diederich und Markus Raböse in einem 35 Stunden Lehrgang neben den Grundlagen des Atemschutzeinsatzes auch Gewöhnungsübungen, das Erlernen der Atemgifte, die Technik der Geräte, die Gefahren beim AGT Einsatz, die Sucharten im Gebäude und zudem die Handhabung der Kameradenrettung vermittelt. Zur anschließenden Prüfung gehörte auch ein Durchgang in der Atemschutzübungsstrecke in Soest, sowie eine schriftlicher und mündlicher Teil.

Höhepunkt der Ausbildung, die übrigens zur wichtigsten Ausbildung im Leben eines Feuerwehrangehörigen zählt, ist aber das Training unter realistischen Bedingungen im Brandsimulationscontainer. Da alle Kameraden und die Kameradin bestanden haben, steht einem Einsatz als Atemschutzgeräteträger und damit als mögliche Lebensretter nichts mehr im Weg.

Wehrführer Bernd Peterburs, sein Vize Guido Pfahlberg sowie Ausbildungsleiter Reinhard Falkenstein bedanken sich bei den neuen Geräteträgern für ihren „langen Atem“ und bei den Ausbildern für ihre Zeit.

Bestanden haben: Foto: v. l.: Rainer Majistorovic, (Löschgruppe Kernstadt 4) Mehmet Türkan (Werkfeuerwehr Hella), Kathrin Krämer (LG 4), Tobias Andernach (LG 2), Kai Strohmeier (LG 2), Justus Merschmann (LG 1), Marc Matthias Grube (LG Lipperode), vorne von links, Mathias Rump, (LG Bökenförde), Luis Bible (LG Benninghausen).

Text: Dieter Dreier (Feuerwehr Lippstadt)

Foto: Markus Raböse (Feuerwehr Lippstadt)

Feuerwehr trainiert bei über 600 Grad