30 Sep '14

Gleich fünf Feuerwehrfrauen absolvieren zurzeit den Grundlehrgang

Die Freiwillige Feuerwehr gehört zu den letzten Männerbastionen.

Dabei gibt es genug starke Frauen voller Hilfsbereitschaft – wie der aktuelle Grundlehrgang der Lippstädter Wehr beweist. Feuerlöscher, Stützkeile, Blechspreizer: Alles liegt für die Rettung bereit. Und wenn die Füße des Fahrers unter den Pedalen eingeklemmt sind? Dafür muss noch der Pedalschneider her. Christina Kruse und Wiebke Dickhut eilen zum Rüstwagen. „Ihr wisst, wo’s liegt?“, ruft Ausbilder Martin Hoppe ihnen hinterher. „Madame?“ Stille. „Wenn Frauen nicht antworten, wissen sie Bescheid“, wirft sein Kollege Roland Kempkensteffen ein – und muss ihnen dann doch helfen.

Robust geht es zu bei der Freiwilligen Feuerwehr. Klare Ansagen gehören zur Tagesordnung. Im Ernstfall muss eben alles ineinander greifen. Der Umgangston rührt aber auch von der Männerdominanz her, die seit jeher die Wehr ausmacht. Unter 377 Aktiven in Lippstadt fanden sich bislang nur 14 Frauen – eine Quote von 3,7 Prozent. Bald wird sich das Verhältnis ein wenig verbessern. Mit Miriam Peterburs, Christina Kruse, Wiebke Dickhut, Marleen Hagner und Anna Hagenhoff lassen sich derzeit fünf junge Frauen zwischen 18 und 22 Jahren zu Feuerwehrleuten ausbilden.

Fünf von 17 lautet die Quote im aktuellen Lehrgang, der am 4. Oktober seine Prüfung ablegt. „So viele haben wir noch nie gehabt“, sagt Hoppe. In den 80ern hätten sich mal zwei Frauen für die Wehr interessiert, erinnert er sich. „Wir gehen auch nicht in den Mütterverein“, kommentierten das die alten Kameraden. Auf Frauen war niemand vorbereitet: In der Feuerwache etwa gibt es erst seit Anfang 2006 einen separaten Umkleideraum. Samstag, kurz nach zehn Uhr.

Auf dem Hof des Abschleppdienstes Krüger in Anröchte üben die angehenden Einsatzkräfte mit ihren Ausbildern Guido Pfahlberg, Roland Kempkensteffen und Martin Hoppe eine technische Hilfeleistung: die Rettung eingeklemmter Personen aus einem Auto. Ein schrottreifer Kleinwagen liegt auf der Seite. Die Helfer müssen ihn stabilisieren. Marleen Hagner setzt einen übergroßen „Dosenöffner“ ans Dach. Sie soll ein Loch ins Blech drücken, um einen Haken anbringen zu können. „Feste!“, rufen die Ausbilder. Ein Kamerad übernimmt – und langt richtig zu. „Langsam!“, sagt Kempkensteffen. „Die eingeklemmte Person wird es euch danken.“

Seine Devise: „Arbeiten – aber sorgfältig.“ Ist die Sorgfalt eine Stärke der Feuerwehrfrauen? „Wir sind ein bisschen zaghafter“, findet Anna Hagenhoff. „Also vorsichtiger“, stellt Christina Kruse gleich klar. Denn: „Es gibt unterschiedliche Typen bei Männern genauso wie bei Frauen.“ Der Wunsch, anderen zu helfen, und die Freude an der Gemeinschaft eint sie mit den Kameraden. Über die Jugendwehr oder Brandretter in der Familie sind sie auf den Geschmack gekommen. „Wenn die Melder losgehen, klingelt es dreimal bei uns zu Hause“, sagt Anna. „Und bald viermal.“ Seit März haben die 17 Retter-Azubis von der Ersten Hilfe über rechtliche Fragen bis zum Löschangriff alles gelernt, was einfache Feuerwehrleute zunächst wissen müssen – nach Feierabend und mitunter dreimal pro Woche. An der Hörster Grundschule mussten sie Leitern über den Hof schleppen und in voller Montur aufs Dach klettern.

Mit Schwächen gehen Frauen souveräner um „Ich bin da echt an meine Grenzen gekommen“, erzählt Miriam Peterburs. „Für die Jungs ist das nicht ganz so anstrengend – oder sie sagen es nicht.“ Marleen Hagner hätte sich manchmal „mehr Muckis“ gewünscht. „Die Mädels waren offener darin, über eigene Schwächen zu reden“, hat Notfallseelsorgerin Heike Gösmann erkannt, als sie die jungen Leute in Stressbewältigung unterrichtet hat. Doch Miriam weiß auch: „Es gibt immer jemanden, der einem hilft.“ Zu zweit setzen die Frauen Spreizer und Schere an, um die Tür eines Kombis aufzustemmen und eine Dachsäule zu zertrennen.

Das hydraulische Werkzeug wiegt so viel wie ein Sack Kartoffeln. Vorsichtig schieben sie den Spreizer in den Türspalt, setzen immer wieder an. Am Ende brauchen sie 20 Minuten. Beim nächsten Wagen machen sich die Männer ans Werk. Sie mühen sich genauso ab. Martin Hoppe lässt einen noch größeren Spreizer vom Rüstwagen holen, dann klappt’s auch bei den Jungs. Den Unterschied macht letztlich nur die Technik aus.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

Fotos: Christian Dicke (Feuerwehr Lippstadt)

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