29 Jun '17

Solar, EDV, Notstrom: Gerätehaus-Umbau de luxe

Wie kann es sein, dass sich die Kosten für den (geplanten) Umbau eines Feuerwehrgerätehauses binnen sechs Jahren verneunfachen? In der Ratssitzung am Montagabend war die Baumaßnahme in Bökenförde zwar Thema, diskutiert wurde über das Phänomen der Kostenexplosion erstaunlicherweise aber nicht. Dabei ist das Projekt durchaus ein (un)schönes Beispiel dafür, wie stetig wachsende gesetzliche Anforderungen die Kosten durch die Decke schießen lassen – und dass es kostspielig werden kann, wenn man bestimmte Maßnahmen auf die lange Bank schiebt.

Schon vor 15 Jahren war von der Notwendigkeit die Rede, das Gerätehaus der Löschgruppe Bökenförde (26 Einsätze 2016) umzubauen. Schließlich gibt’s hier zwar einen Stellplatz für ein Löschfahrzeug (ein weiterer Wagen steht in einer Garage gegenüber) und einen Schulungsraum, aber weder Sanitäreinrichtungen noch Umkleideräume. Damals geschätzte Kosten für den Anbau: 15000 Euro.

Weil laut Stadt aber das erforderliche Grundstück nicht gekauft werden konnte, wurde das Projekt erst einmal auf Eis gelegt. Im Jahr 2011 kamen dann Pläne für eine Erweiterung und Komplettsanierung auf den Tisch. Da waren die Kosten mit 90000 Euro schon einiges höher – trotz erheblicher Eigenleistungen der Feuerwehr, die diese von Anfang an einbringen wollten. „Die Löschgruppe hat sich massiv angeboten“, so Bürgermeister Christof Sommer im Ausschuss.

In der Folgezeit stellte sich jedoch nach Angaben des für die Wehr zuständigen Fachbereichsleiters Joachim Elliger heraus, dass die Maßnahme aufgrund des Umfangs und der Komplexität „nicht geeignet ist, diese vollständig in Eigenleistung zu erbringen“. Auch gelang es demnach nicht, einen Architekten als Bauleiter für die vor allem am Wochenende vorgesehenen Bauarbeiten zu finden.

Weshalb die Stadt eine Architektin mit der Überplanung beauftragte für einen Anbau zur Unterbringung von zwei Löschfahrzeugen plus Umkleiden und Sanitäreinrichtungen. Bei dieser im Jahr 2015 vorgelegten Kostenschätzung war der Preis schon beträchtlich gestiegen, und zwar auf 416000 Euro. Wobei hier immer noch ein Großteil an Eigenleistung vorgesehen war.

Doch dann tat sich erneut erst einmal nichts im Gerätehaus an der Rüthener Straße – obwohl das Geld im Haushalt 2016 zur Verfügung stand.

Als die Bauantragsplanung nach den Änderungen des Bebauungsplans wieder aufgenommen wurde (was erst Ende vergangenen Jahres der Fall war), wurde abermals neu geplant – und das Raumprogramm aufgestockt. Ein weiteres Büro mit EDV-Arbeitsplätzen sollte her, in der Fahrzeughalle sollte auch ein größeres Fahrzeug parken können.

Der Arbeitschutz machte laut Elliger weitere Umplanungen erforderlich. So war eine Trennung des sog. „Schwarz-weiß-Bereichs“ mit Duschraum dazwischen notwendig: Verunreinigte bzw. kontaminierte Berufskleidung darf nicht mit privater in Berührung kommen. Was einen weiteren Umkleideraum und unterm Strich 50 Quadratmeter mehr ausmachte. Last not least wurden „aus Gründen des Arbeits- und vorbeugenden Brandschutzes“ ferner eine Abgasabsauganlage für Dieselfahrzeuge, eine externe Notstromversorgung und eine Brandmeldeanlage für nötig erachtet.

Das nunmehr deutlich umfangreichere Projekt wurde auf das Jahr 2017 verschoben. Allerdings gibt es laut Elliger seit Jahresbeginn verschärfte Anforderungen aufgrund der Energieeinsparverordnung. So muss „zwingend eine alternative Wärmeerzeugung“ her. Das heißt: Solarkollektor auf dem Dach, Deckenstrahlheizung in der Fahrzeughalle, Fußbodenheizung in der Umkleide.

Mittlerweile ist die Maßnahme so umfangreich, dass die Eigenleistung des Löschzugs Bökenförde begrenzt ist – schon aus Gründen der Gewährleistung und „um den Baufortschritt nicht zu gefährden“, wie es in der Vorlage heißt. Allenfalls bei der Renovierung des Schulungsraums ist die „Muskelhypothek“ der Wehrleute gefragt.

Und mit den in den vergangenen Jahren allgemein rasant gestiegenen Baukosten werden schließlich auch höhere Nebenkosten (etwa Ingenieurhonorare) fällig.

Allesamt Gründe, warum sich die Maßnahme, die laut Sommer in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll, im Lauf der Jahre auf 800000 Euro verteuert hat – wenn es denn bei dieser Summe bleibt...

Dessen ungeachtet beschloss der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig, die entsprechenden Mittel bereitzustellen.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung