25 Jun '18

Hilfsfristen nicht gehalten: Feuerwehr im Umbruch

Wird die Feuerwache an der Geiststraße verlegt? Soll in Walibo ein neuer Wehr-Standort entstehen, weil der Kurort von den Einsatzkräften häufig zu spät erreicht wird? Wie kann die in den vergangenen Jahren gesunkene Quote der Rettungskräfte, die innerhalb der Hilfsfrist von acht Minuten am Einsatzort sind, verbessert werden? Und wie kann der personelle Aderlass bei den Ehrenamtlichen gestoppt werden? Das sind Fragen, die der neue Brandschutzbedarfsplan aufwirft, der am Montag, 25. Juni, im Haupt- und Finanzausschuss beraten wird (18 Uhr, Rathaus).

Zu 821 Einsätzen rückte die Lippstädter Wehr im vergangenen Jahr aus. Dabei wird die angestrebte Hilfsfrist immer seltener erreicht, wie aus dem Bedarfsplan 2018 hervorgeht. Nach der Empfehlung der Berufsfeuerwehren sollten die ersten Einsatzkräfte in 90 Prozent aller Fälle acht Minuten nach der Alarmierung an der Unglücksstelle eintreffen. Doch die Realität in Lippstadt ist eine andere.

So ist aus verschiedensten Gründen die Quote der Fälle, in denen eine Löschgruppe innerhalb von acht Minuten vor Ort war, von knapp 90 Prozent (2007) auf unter 50 Prozent im Jahr 2016 gesunken – der schlechteste Wert innerhalb des ausgewerteten Elf-Jahres-Zeitraums. Bei über 60 Prozent der Einsätze sind die Rettungskräfte in zehn Minuten zur Stelle.

Feuerwachen-Neubau auf dem Prüfstand

Alarmierend ist die Situation vor allem in Bad Waldliesborn, mit über 5200 Einwohnern größter Ortsteil von Lippstadt mit diversen Kliniken und Seniorenheimen. Die Acht-Minuten-Frist sei, heißt es im Bericht, weder von der Hauptfeuerwache noch von der für den Kurort zuständigen Löschgruppe Lipperbruch zu schaffen. Weshalb überlegt wird, einen neuen Feuerwehr-Standort in Walibo zu errichten oder die Löschgruppe Lipperbruch ins Heilbad zu verlegen.

Bei der Löschgruppe Rixbeck wird – nach dem Vorbild des Stützpunkts West im ehemaligen Hallenbad Eickelborn – eine Zusammenlegung mit Dedinghausen als Alternative für einen Neubau erwogen.

Und auch die Rettungswache an der Geiststraße steht auf dem Prüfstand. Denkbar und gar nicht unwahrscheinlich ist ein Neubau an einem verkehrsgünstigeren Standort – zumal nach dem Stadthaus-Neubau am Güterbahnhof dann am Ostwall Wohnhäuser entstehen sollen. Noch in diesem Jahr soll das entsprechende Gutachten mit Lösungsvorschlägen vorliegen, wie der zuständige Fachbereichsleiter Joachim Elliger gestern auf Patriot-Nachfrage sagte.

Problematisch erscheint auch die personelle Entwicklung bei der Wehr. „Die quantitative Einsatzstärke der ehrenamtlichen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, insbesondere werktags in der Zeit von 7 bis 17 Uhr, hat in den letzten Jahren weiter nachgelassen“, so Elliger. Im Klartext: Immer weniger Ehrenamtliche verlassen ihren Arbeitsplatz, um zum Wehreinsatz auszurücken – auch weil’s Konflikte mit Arbeitgebern gibt.

Weniger Ehrenamt gefährdet Brandschutz

Aber auch die allgemein rückläufige Bereitschaft zum Ehrenamt sowie ein „erheblicher Zeitaufwand für Aus- und Fortbildung“ tragen nicht dazu bei, dass Freiwillige der Feuerwehr die Tür einrennen. Die Folge ist, dass „der Feuerschutz in den Nachmittags- und Nachtstunden sowie an Wochenenden und Feiertagen mit Kräften der hauptamtlichen Wache und der Freiwilligen Feuerwehr in der derzeitigen Form zunehmend problematischer werden kann“, wie Joachim Elliger sagt.

Neue Mitglieder sollten auch durch professionelle Werbemaßnahmen gewonnen und dabei „gezielt weibliche Bewerber und Menschen mit Migrationshintergrund“ angesprochen werden, wie es heißt.

Während Personalentwicklung sowie Sanierung und Aufrüstung der Wehrstandorte noch unklar sind, steht fest, dass die Stadt in den Jahren 2018 bis 2023 über 5,5 Millionen Euro in die Beschaffung neuer Feuerwehrfahrzeuge investiert.

Schutzziel

In einem Brandschutzbedarfsplan beschreibt eine Kommune neben einer Risikoanalyse das Schutzziel, also die Qualität der von der Feuerwehr zu erbringenden Leistung. Daneben wird der Bedarf an Personal und technischer Ausstattung ermittelt, um dieses Ziel zu erreichen. Der aktuelle Brandschutzbedarfsplan für Lippstadt stammt von 2002 und wird nun fortgeschrieben.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung