17 Nov '16

Großes Besteck für Ernstfälle

Flugzeugabsturz, Zugunglück, Massenkarambolage - Szenarien, die weit weg scheinen und doch jederzeit wahr werden können.

Die Feuerwehr im Kreis Soest will sich für solche Situationen besser wappnen. Helfen soll dabei unter anderem ein schlichter Lkw-Rollcontainer, der es dafür aber in sich hat.

Schweres Hightech-Gerät soll die Bergung von Verletzten nach massiven Unfällen erleichtern. „Wir hoffen, dass wir mit diesen Geräten nur üben und sie niemals zum Einsatz kommen“, so Kreisbrandmeister Thomas Wienecke. 425 000 Euro kostet der Container mit der sperrigen Bezeichnung „Abrollbehälter Schwere technische Hilfe und Bahn“. Er soll zentral im Rettungszentrum Soest stationiert werden. „Eine dezentrale Lösung, die auf mehrere Standorte verteilt wird, hätte etwa zwei Millionen Euro gekostet“, rechnet Wienecke vor. Die Synergie-Effekte seien also „klar erkennbar“. Die Anschaffungskosten sollen bereits im Kreis-Haushalt 2017 berücksichtigt werden.

Zunächst sollte die Ausrüstung ausschließlich auf Bahn-Unglücke ausgerichtet sein. Nach Vorschlägen aus der Politik wurde das Einsatzgebiet auf weitere mögliche schwere Unglücksfälle ausgedehnt. Untersuchungen im Vorfeld hatten Defizite in der Ausstattung bei den Feuerwehren aufgezeigt - insbesondere für Schienenverkehrs-Unglücke. Die Bahnstrecken von Paderborn in Richtung Dortmund sowie nach Hamm sind stark frequentiert.

Hier fahren nicht nur Nahverkehrszüge, sondern auch Güterzüge - teilweise beladen mit hoch brennbaren oder explosiven Stoffen. Zwischen Hamm und Kassel ist zusätzlich ein ICE unterwegs. Gerade für die Hochgeschwindigkeitszüge sind nach einer Havarie wegen der besonders massiven Bauweise besondere Geräte erforderlich.

Die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk (THW) besitzen zwar Trennschleifer und Rettungssägen. Sie sind allerdings nur auf den üblichen Einsatz an „normalen“ Fahrzeugen ausgelegt. „Das Eindringen in einen verunfallten Reisezugwagen erfordert erhebliche Anstrengungen und führt aufgrund der besonderen Bauweise zu einer erheblichen Beanspruchung der Rettungsgeräte und dadurch auch zu einem deutlich höheren Gerätebedarf“, heißt es dazu im „Konzept des Kreises Soest für Bahnunfälle“.

In den Nachbarkreisen sei man bei der Ausrüstung schon weiter, so Wienecke. Deshalb sei die geplante Ergänzung sehr sinnvoll. „Damit sind wir auf dem richtigen Weg“, ist der ranghöchste Feuerwehrmann des Kreises Soest überzeugt.

In Bayern wird derzeit das Zugunglück von Bad Aibling juristisch aufgearbeitet. Nach dem Crash am 9. Februar auf einer Provinz-Bahnstrecke brauchte die Feuerwehr Stunden, um sich durch die Trümmer bis zu den Verletzten vorzuarbeiten.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

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