28 Jul '16

Schafe, Schwäne, Hunde: Wehr als Tierretter

Ein im Eis festgefrorener Schwan; Schafe, die im morastigen Lippe-Ufer steckengeblieben sind; eine Katze, die nicht mehr aus dem Motorraum eines Autos herauskommt; ein Igel, der sich im Netz eines Fußballtors verheddert hat - die Feuerwehr rettet nicht nur Menschen, sondern auch Tiere aus den unterschiedlichsten Notlagen. Jüngstes Beispiel: Die zehn Meerschweinchen, die an einem Glascontainer an der Stirper Straße ausgesetzt worden waren, wurden von der Wehr ins Tierheim gebracht.

36 Mal rückte die Wehr im vergangenen Jahr zur Tierrettung aus, so Wehrsprecher Christian Dicke auf Patriot-Anfrage. Nicht-alltägliche Einsätze, deren Zahl in der vergangenen Dekade stark schwankte. So verzeichnet die Statistik im Jahr 2005 mit 23 Einsätzen den niedrigsten Wert im Zehn-Jahres-Zeitraum, im Jahr 2007 waren es mit 52 mehr als doppelt so viele.

Bei den meisten Einsätzen geht es laut Dicke um herrenlose Hunde. Die Streuner werden von der Feuerwehr einkassiert und ins Tierheim gebracht, damit von ihnen keine Gefährdung für den Verkehr mehr ausgeht. Schließlich ist das Risiko groß, dass ein unbeaufsichtigter Vierbeiner plötzlich auf die Straße rennt und einen Unfall verursacht. So wie zuletzt am Abend des 11. Juli, als an der Seeuferstraße ein freilaufender Labrador eingefangen und mit dem Tiertransporter ins Tierheim am Margaretenweg gebracht wurde.

Einen Tag zuvor wurde die Wehr nach Mettinghausen gerufen. Eine Katze, die in den Motorraum eines Pkw geklettert war, hatte sich zwischen Keilriemen und Riemenscheibe eingeklemmt. Da war technisches Knowhow gefragt. Die Wehrleute demontierten die Riemenscheibe und befreiten den Stubentiger aus seiner misslichen Lage.

Apropos missliche Lage: In der befand sich auch eine junge Krähe, die Ende Juni der Wehr gemeldet wurde. Der Jungvogel war in einem tiefen Spalt zwischen zwei Hallen an der Welserstraße eingeschlossen. Nur „mit erheblichen Aufwand“, wie es im Einsatzbericht heißt, konnte das Tier von der Feuerwehr befreit werden.

Dabei bringen die Blauröcke, wenn’s die Situation erfordert, auch schweres Gerät mit. In Eickelborn kam Ende März die Drehleiter zum Einsatz, um eine zwischen Dachpfannen feststeckende Dohle zu befreien. Und am Holunderweg entfernten sie sogar - natürlich nach Absprache mit dem Hausbesitzer - einen Teil der Bedachung eines Kellereingangs, um auch hier eine Dohle aus ihrem Gefängnis zu retten. Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, noch ein Dohlen-Einsatz: In der Zypressenstraße befreite die Wehr einen Jungvogel, der in einem Schornstein festsaß.

Verletzter Igel im Netz eines Fußballtors

Spektakulär war jener Einsatz, als zwei Schafe am Lippe-Ufer bei Benninghausen im Morast feststeckten. Ein Kanute hatte ein Lamm herausziehen können, das Muttertier bugsierten dann Wehrleute per Muskelkraft ans rettende Ufer.

Ungewöhnlich war auch ein Rettungseinsatz, der die Wehr im September vergangenen Jahres nach Benninghausen führte. Laut Einsatzprotokoll hatte sich an der Ünninghauser Straße ein verletzter Igel im Netz eines Fußballtors verfangen. Der stachelige Fund wurde befreit und zum Tierarzt gebracht.

Manchmal bedarf es auch einfach nur eines Ortswechsels, um einem Tier zu helfen. So wie im Fall eines laut Einsatzbericht „hilflosen, entkräfteten und verirrten Jungschwans“, den besorgte Bürger Ende Juni auf einer Wiese in Eickelborn entdeckt hatten. Die Wehr nahm den Schwan auf und brachte ihn zum Lippeufer, wo er laut Protokoll „in seinen Lebensraum entlassen wurde und davonschwamm“.

Zehn Tage zuvor stand ein ebenso nicht-alltäglicher Rettungseinsatz an: An der Liesborner Straße in Bad Waldliesborn befand sich in etwa 18 Metern Höhe in einem Baum eine Bienenkönigin mit ihrem Schwarm. Ein Imker, der bereits vor Ort war, erklärte den Wehrleuten, dass „beim nächsten Starkregen akute Existenzgefahr für den Schwarm“ bestehe. Die Drehleiter wurde ausgefahren, der Bienenschwarm sichergestellt und an den Imker übergeben.

Hoch hinaus ging’s für die Einsatzkräfte auch im Mai an der Schorlemerallee in Hellinghausen. Hier befand sich eine Katze bereits seit drei Tagen in einem Baum - unbekannt ist, ob sie sich nicht runtertraute oder verletzt war. Via Drehleiter wurde das Tier gerettet und seiner freudestrahlenden Besitzerin gegeben.

Manchmal hält ein und dasselbe Tier die Retter wiederholt auf Trab. So wie jene Katze in der Beckstraße, die gleich drei Feuerwehreinsätze in nur einer Woche verursachte. Am 1. Juni wurde die Wehr alarmiert, weil die Katze nicht von einem Hausdach herunterkam. Zwei Tage später rief das selbe Tier die Wehr wieder auf den Plan, konnte diesmal aber nicht eingefangen werden. Mehr Fortune hatten die Wehrleute dann wiederum fünf Tage drauf, als sie besagten Stubentiger in einer Wohnung einfangen und zum Tierheim bringen konnten.

Katze: Drei Einsätze in nur einer Woche

Bisweilen wird die Wehr alarmiert, muss aber dann doch nicht aus- bzw. kann sofort wieder abrücken. So wie bei jenem Schwan, der Anfang des Jahres in Lipperode in einem Teich auf dem Eis festgefroren war, sich aber noch vor Ausrücken der Feuerwehr selbst befreien konnte. Oder wie bei einem Einsatz an der Waldenburger Straße, bei der der Wehr eine Schlange im Motorraum eines Pkw gemeldet wurde. Bevor die Tierretter am Einsatzort waren, konnte der Autobesitzer die Kornnatter befreien, einfangen und ins Tierheim bringen.

Ab und zu kommen die Blauröcke freilich auch bei der Tierrettung zu spät. So geschehen im Februar, als ein Schwan nur noch tot aus der Lippe geborgen werden konnte.

Und mitunter ist es - wie bei anderen Einsätzen auch - einfach nur Fehlalarm. Wie bei jenem Anruf, als Passanten einen Tierkadaver am Lippertor ausgemacht haben wollten. Die Wehr rückte aus - um festzustellen, dass sich bloß ein Baumstück am Wehr verhakt hatte.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

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