18 Jun '16

In 180 Sekunden am Inferno

Binnen 180 Sekunden an jedem Punkt der Landebahn, in den ersten 25 gar schon in den Stiefeln:

Wenn‘s brennt, müssen die Männer der Flughafenwehr - schon per Gesetz - fast „fliegen“. Im (Wechsel-)Dienst ist die Truppe rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Ihr Kopf: Roland Kempkensteffen (45), seines Zeichens Brandoberinspektor; und in Lippstadt nun wahrlich kein Unbekannter.

Seit Jahresbeginn leitet der Zugführer aus Lippstadt (Löschzug 1, Kernstadt, 96 Wehrleute) auch die 60 Mann starke Airport-Wehr in Ahden. Langeweile: Fehlanzeige. Im Drei-Schicht-System (jeweils mindestens im Septett) müssen er und seine Kameraden „immer auf Sendung sein“; und im Ernstfall binnen Sekunden reagieren.

Drei Warnstufen („wenn etwas passiert, dann zu 95 Prozent bei der Landung“) kann der Pilot schon in der Luft ausrufen, im Anflug auf Ahden. Bei einem „Local Standby“ (irgendetwas an der Maschine stimmt nicht, kann aber sicher landen) besetzt die Wehr zwar ihre Fahrzeuge, bleibt aber (zunächst) in der Halle. Im Falle einer so genannten Luftnotlage (Stufe 2) weiß der Pilot hingegen nicht, ob er das Flugzeug heile runterkriegt - weshalb die Feuerwehr quasi schonmal Stellung bezieht; in dafür abmarkierten Bereitstellungsräumen nahe der Landebahn. Parallel dazu wird dann auch schon die öffentliche Wehr mitalarmiert. Und in Stufe 3 droht bei einem (wahrscheinlichen) „Flugunfall“ dann im schlimmsten Falle ein Inferno. Alarmiert wird bei entsprechendem Hinweis aus dem Cockpit dann freilich das „Komplett-Programm“.

Doch auch abseits der Horror-Szenarien haben Roland Kempkensteffen (der als Ansprechpartner fungiert und rund um die Wehr viel managt) und Kameraden („super Truppe“) immer alle Hände voll zu tun. Von der Sprinkleranlage bis zum Feuerlöscher sind sie für die komplette Wartung und auch Sicherheit am Flughafen verantwortlich. Zudem wird mindestens zweimal im Monat scharfer Alarm ausgelöst. „Der Tower drückt, wann er möchte“, beschreibt Kempkensteffen das Prozedere. Der Alarm treffe die Wehr daher (und wie geplant) stets unvorbereitet. Hinzu kommen alle zwei Jahre Großübungen, dazwischen mindestens zehn gemeinsame Übungen mit anderen Wehren und Rettungsdiensten sowie Aus- und Weiterbildungen.

Und nebenbei unterstützt die Wehr - die übrigens nicht zentral, sondern strategisch verteilt am Airport sitzt (Pier, Vorfeld usw.) - auch noch den laufenden Betrieb am Flughafen. So packen die Wehrleute etwa auch bei der Gepäckabfertigung mit ins Rad.

Am 1. April 2011 war in Ahden seinerzeit übrigens eine 38-jährige Ära zu Ende gegangen. Seitdem hat der PAD eben jene eigene Feuerwehr. Seit 1973 hatte sich der Kreis Paderborn zuvor verpflichtet, über die Kreisfeuerwehrzentrale in Ahden den Feuerlösch- und Rettungsdienst für den „Heimathafen“ sicherzustellen. Die unabhängige Flughafen-Feuerwehr sorgt nun separat und unabhängig für die Sicherheit am Airport. Zum Fuhrpark gehören unter anderem ein Einsatzleitwagen, ein Hilfeleistungs-Löschfahrzeug und drei Flugfeld-Löschfahrzeuge.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

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