24 Mär '15

Ehrenamtlern winkt Rabatt bei VHS, Theater und mehr

Als 200. Kommune zwischen Rhein und Weser führt Lippstadt die NRW-Ehrenamtskarte ein - und würdigt damit das Engagement der vielen Bürgerinnen und Bürger, die an den verschiedensten Stellen freiwillig und unentgeltlich dem Gemeinwohl dienen.

Das hat der Haupt- und Finanzausschuss am Montagabend einstimmig beschlossen und damit ein schon seit 2008 von der Bürgergemeinschaft (BG) gefordertes Projekt umgesetzt. Freilich ist die Hürde für Ehrenamtler nicht gerade niedrig. Wer die Karte, die zwei Jahre und in allen 200 beteiligten Städten gültig ist, bekommen will, muss mindestens fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich tätig sein, darf hierfür keine pauschale Aufwandsentschädigung erhalten und muss das Amt bereits zwei Jahre vor Antragstellung in Lippstadt ausgeübt haben.

Wie viele Lippstädter in den Genuss der Karte kommen könnten, vermochte die Stadt auf Patriot-Nachfrage nicht zu sagen. Auch was das Projekt, von dem bisher wegen des Haushaltsdefizits abgesehen worden war, die Stadt durch die Einnahmeausfälle kostet, sei derzeit nicht abzusehen. In Gütersloh, wo die Karte 2008 eingeführt wurde, sind laut CDU-Fraktionschef Ansgar Mertens 149 Bürger in deren Besitz, in Arnsberg 158 und in Ahlen 93.

Mit welchen Vorteilen können Inhaber der NRW-Ehrenamtskarte in Lippstadt rechnen? Als „denkbar“ werden in der Sitzungsvorlage etwa ein 20-prozentiger Rabatt bei der VHS, ein kostenloser Theaterbesuch einmal im Jahr oder der Verzicht auf den 30-prozentigen Erwachsenenzuschlag in der Musikschule angeführt. Beschlossen ist aber noch nichts, die Details werden jetzt geprüft. Bürgermeister Christof Sommer sagte gestern auf Patriot-Nachfrage, dass die Karte möglicherweise im Herbst eingeführt werden kann.

Jetzt gelte es, so Sommer im Ausschuss, weitere Sponsoren zu gewinnen, die mit entsprechenden Rabatt- und anderen Angeboten das Ehrenamt honorieren. Und Mertens („Es muss nicht immer die Stadt der große Vergünstigungsgeber sein“) plädierte für ein Netzwerk. So sind auch Rabatte in Einzelhandel, Restaurants, Sportvereinen, Apotheken oder beim Friseur denkbar bzw. erwünscht.

Der CDU-Chef machte auch deutlich, dass die Ehrenamtskarte „eine Idee der Bürgergemeinschaft“ und „keine Erfindung der CDU“ sei. Allerdings war - nachdem der BG-Vorschlag jahrelang mit Blick auf das Haushaltsdefizit abgelehnt worden war - erst Bewegung in die Sache gekommen, nachdem die CDU im vergangenen Jahr selbst eine Ehrenamtskarte als „Lippstadt-Card“ gefordert hatte. Bei der Haushaltsdebatte hatte der Rat kürzlich eine erste Anlaufrate von 5000 Euro bewilligt.

Warum kommt nun nicht die „Lippstadt-Card“ zum Zuge, sondern die NRW-weit gültige Variante? Das Modell ist laut Sommer „verwaltungstechnisch besser überschaubar“, sprich: leichter zu handhaben. Zudem bekommt die Stadt, wie SPD-Fraktionschef Hajo Kayser sagte, eine Anschubfinanzierung vom Land und kann auf dessen Erfahrungen zurückgreifen.

Die Sorge, dass demnächst ein (kostenträchtiger) Ansturm auswärtiger Ehrenamtler auf Lippstädter Vergünstigungen einsetzt, ist laut Kayser unbegründet. „Es wird nicht ganz NRW zu uns kommen und das Stadtmuseum besuchen.“

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung