08 Feb '17

Crashkurs: Ein Weckruf, der nötig ist

Die Schulglocke läutet. Die große Pause am Ostendorf Gymnasium ist vorbei und die fünfte Stunde beginnt. Für die Schüler der Q1 und Q2 geht es jetzt aber nicht zurück in die Klassenräume, sondern in das Forum. Hier wartet schon eine Gruppe von der Polizei und von der Feuerwehr mit dem Crash Kurs NRW auf sie.

Unter der Schülerschar befindet sich auch Erik Barky. Der 17-Jährige vermutet, dass ihn hier ein Vortrag erwartet, in dem er über die Gefahren, die im Straßenverkehr lauern, aufgeklärt wird und Präventionsmaßnahmen vorgestellt werden. Er selbst hat auch schon seinen Führerschein gemacht, bis jetzt muss er allerdings noch begleitet fahren. Brenzlige Situationen habe es dabei noch nie gegeben.

Carlo Kevric hingegen erzählt, dass er mit seinem Roller schon ein paar Mal in Situationen geraten ist, in denen er sich noch nicht ganz sicher gefühlt habe. Der 18-Jährige hat also eine ganz bestimmte Erwartung an die Veranstaltung: „Ich hoffe, dass ich hier lerne, wie ich mich ordnungsgemäß im Straßenverkehr verhalte.“

Ekatherina Dilmann ist sich sicher zu wissen, was da auf sie zukommt: „Erschreckende Bilder.“ Und das findet sie gar nicht schlimm, sondern viel mehr sinnvoll, wo doch viele Mitschüler gerade ihren Führerschein machen würden - sie selbst auch.

Dann geht es los. Nacheinander schildern Polizeibeamte und Feuerwehrkräfte ihre Erfahrungen mit tödlichen Autounfällen sowie auch ein Unfallopfer selbst und ein Vater eines Mädchens, das auf der Straße verunglückte. Die Schüler, die zu Beginn der Veranstaltung noch getuschelt und Faxen gemacht haben, werden mit jedem der Vorträge ruhiger. Für zehn von ihnen ist es zu viel. Sie verlassen das Forum.

Ekaterina Dilmann, Erik Barky und Carlo Kevric sind bis zum Ende geblieben. Der Vortrag hat aber auch sie nicht unberührt gelassen: „Das hätte ich nicht erwartet“, stellt Barky fest. Er hätte bei den „krassen Bildern“ noch daran denken müssen, wie ein waghalsiger Fahrer ihn noch vor kurzem überholt habe. Er wird nun auf jeden Fall mehr aufpassen im Straßenverkehr, versprach der 17-Jährige.

Dilmann hingegen hatte solch einen Vortrag erwartet, allerdings nicht, „dass es einem so nahe geht.“ Als „Weckruf“ der auch dringend nötig sei, bezeichnet sie den Crash Kurs, da es ihr und ihren Mitschüler so zeige, dass Unfälle auch in direkter Umgebung passieren können. „Autofahren ist immer ein Risiko und das muss uns bewusst sein“, so die Schülerin.

„Der Vortrag war traurig und emotional. Es war gut, sich diesem Thema mal aus einer anderen Perspektive zu nähern“, lobte Kevric den Vortrag. Allerdings befürchtet er, dass die Veranstaltung zwar heute viele berührt habe, das morgen aber schon wieder vergessen sei.

Die beiden Schülerpraktikantinnen bei der Polizei, Jennifer Henke und Carolin Busch, haben den Crash Kurs bereits zum zweiten Mal mitgemacht: Schon an ihrem eigenen Gymnasium in Erwitte hat dieser vor einiger Zeit stattgefunden. Die Reaktion der Ostendorf-Schüler erstaunt die beiden: „Bei uns ist damals niemand rausgegangen und die Leute waren auch nicht so betroffen“, stellt Busch fest.

Das haben auch die Crash-Kurs-Referenten festgestellt. Bei der anschließenden, traditionellen Reflexion - bei der sie „aus ihren Rollen steigen“ - überlegen sie, woran das gelegen haben könnte. „Vielleicht haben wir das Thema diesmal einfach besonders gut rüber gebracht“, schlägt Günther Quante, Verkehrssicherheitsberater der Kreispolizeibehörde Soest, vor.

Quelle: Der Patriot - Lippstädter Zeitung

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